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Funk bei der Feuerwehr: Mehr als nur ein Knopfdruck

Im Einsatz müssen wir viel über Funk sprechen: Wie ist die Lage im Brandobjekt? Habt ihr die Personen gefunden? Wie groß ist der Brand?

Beispielsweise steht der Gruppenführer meist vor dem Brandobjekt und der Angriffstrupp meldet, wie es drinnen aussieht. Insofern ist der Sprechfunk ein unverzichtbares Werkzeug zur Kommunikation im Einsatz, denn oft sind Einsatzstellen nicht nur unübersichtlich, sondern auch weitläufig. Der Funk ermöglichen uns, die Kommunikation trotzdem aufrecht zu erhalten und Informationen schnell und zuverlässig weiterzugeben.



Funktechnik im Wandel

In den letzten 10 Jahren hat sich die Funktechnik im Feuerwehrwesen stark weiterentwickelt. Der Analogfunk, der früher Standard war, ist mittlerweile flächendeckend durch den Digitalfunk abgelöst. Der Digitalfunk bietet im Vergleich zum Analogfunk zahlreiche Vorteile, darunter:

  • Verbesserte Sprachqualität: Die digitale Übertragungstechnik sorgt für eine klarere und störungsfreie Sprachübertragung.
  • Höhere Sicherheit: Der Digitalfunk ist abhörsicher und bietet somit mehr Sicherheit bei der Übertragung sensibler Daten.
  • Mehr Kapazität: Durch die digitale Technik stehen mehr Funkkanäle zur Verfügung, so dass mehrere Einsatzstellen gleichzeitig miteinander kommunizieren können.
  • Zusatzfunktionen: Der Digitalfunk ermöglicht die Nutzung von Zusatzfunktionen wie Kurznachrichten und Standortübermittlung.


Funktionsweise Digital-Funk

Betrieben wird das Funknetz durch die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Abgekürzt: BDBOS.

Aufgabe dieser Behörde: Aufbauen, Betreiben und langfristig Weiterentwickeln des bundesweit einheitlichen digitalen Sprech- und Datenfunksystem (Digitalfunk) für die Einsatzkräfte von Polizeien und Feuerwehren, Rettungsdiensten sowie Katastrophen- und Zivilschutzbehörden in Bund und Ländern. Außerdem der Betrieb einer einheitlichen und hochverfügbaren Netzinfrastruktur, die alle Bundesbehörden für ihre gemeinsame Kommunikation und Zusammenarbeit nutzen (Regierungsnetz).

Mehr Informationen

Das BOS-Digitalfunknetz erstreckt sich über ganz Deutschland. Im Wesentlichen setzt es sich zusammen aus dem Funk- und Zugangsnetz, dem Kernnetz sowie den Funkendgeräten.

Funk- und Zugangsnetz

Das Funknetz besteht aus einzelnen Funkzellen, die über das gesamte Land verteilt sind. Innerhalb jeder Funkzelle befindet sich eine Sende- und Empfangsanlage mit Antennen: die Basisstation. Eine Basisstation verarbeitet ein- und ausgehende Sprach- bzw. Datenübertragungen innerhalb der Funkzelle, wo die Einsatz-, Sicherheits- und Rettungskräfte vor Ort im Einsatz sind. Über das Zugangsnetz sind die Basisstationen an die Vermittlungsstellen angebunden.


Kernnetz

Zentrales Bindeglied des BOS-Digitalfunknetzes ist das Kernnetz. Hier sorgen 64 Vermittlungsstellen für den regionalen Datenfluss und die Weiterleitung von Sprache und Daten zwischen den Basisstationen eines Netzabschnittes.

Vier Transit-Vermittlungsstellen bilden wiederum die Bindeglieder zwischen den Vermittlungsstellen. Dies ermöglicht die überregionale Weiterleitung von Sprache und Daten.


Funkendgeräte

Die Einsatzkräfte sind über verschiedene Arten von Funkendgeräten an das BOS-Digitalfunknetz angebunden. Beispiele dafür sind Sprechfunkgeräte für Personen oder Fahrzeuge, aber auch Leitstellen.


Zusammenfassung – Wie ein Funkruf in der Praxis funktioniert

Im netzgebundenen Betrieb (Trunked Mode Operation, TMO) stellt ein Funkendgerät beim Einschalten zunächst eine Verbindung zur nächsten geeigneten Basisstation her. Spricht eine Einsatzkraft in ihr Endgerät, werden die Sprachinformationen über Funkwellen vom Endgerät zur Basisstation übertragen. Die Basisstation leitet diese weiter zu einer Vermittlungsstelle. 

Von dort gelangt der Funkruf direkt (bei überregionalen Funkrufen zusätzlich über eine Transit-Vermittlungsstelle und eine weitere Vermittlungsstelle in der Empfängerregion) in den Bereich des Zugangsnetzes, wo sich die Zielperson des Funkrufes aufhält. Hier wird die Sprachinformation von der Basisstation wiederum drahtlos auf das Endgerät übertragen. Bei Gruppenrufen können das auch mehrere Personen bzw. Endgeräte gleichzeitig sein.

Im Direktbetrieb (Direct Mode Operation, DMO) können Einsatzkräfte auf lokaler Ebene Informationen direkt von einem Endgerät zum anderen senden. Der DMO hat eine begrenzte Reichweite.

Zahlen / Daten / Fakten


Der Digitalfunk BOS ist das weltweit größte Funknetz, das auf dem internationalen TETRA-Standard basiert:
5.000 Basisstationen versorgen 99,2 % der Fläche Deutschlands.
Die zeitliche Netzverfügbarkeit liegt bei durchschnittlich 99,97 % – das entspricht einer Ausfallzeit von weniger als einer halben Minute pro Tag.
Über eine Million Endgeräte sind im Netz registriert.
Jeden Monat werden rund 50 Millionen Funksprüche im Netz abgesetzt.


Funk bei der Feuerwehr

Über dieses Funknetz erhalten wir Einsatzaufträge, Lagemeldungen und weitere Einsatzrelevante Informationen.

Die Kommunikation ist ausschlaggebend für ein organisiertes Handeln an der Einsatzstelle. Doch großräumige Einsatzstellen und laute Umgebungsgeräusche durch Fahrzeugmotoren oder Aggregate erschweren die direkte Kommunikation.
Aus diesem Grund rüsten wir uns mit einem Funkgerät. Die einzelne Einsatzkraft ist dann über verschiedene Arten von Funkendgeräten an das Digitalfunknetz angebunden. Diese Anbindung ist drahtlos. Dazu gehören insbesondere mobile Sprechfunkgeräte für Personen, die in der Hand gehalten werden (Handheld Radio Terminal, HRT), und solche, die in Fahrzeugen verbaut werden (Mobile Radio Terminal, MRT). Bei beiden Arten von Funkgeräten kann bei Bedarf zwischen TMO und DMO gewechselt werden.

Standardmäßig sind in Bielefeld die Fahrzeugfunkgeräte auf TMO (für Kommunikation mit der Leitstelle) und die Handfunkgeräte auf DMO (für Kommunikation an der Einsatztstelle eingestellt).

In Leitstellen und Dienstgebäuden kommen festverbaute Funkendgeräte (Fixed Radio Terminal, FRT) zum Einsatz.

Verhalten im Funkverkehr

Generell wichtig beim Sprechfunk, egal ob Analog oder Digital, ist die Funkdisziplin. Sie dient dazu, den Funkverkehr zu ordnen und sicherzustellen, dass alle wichtigen Informationen klar und verständlich übermittelt werden. Zu den wichtigsten Regeln der Funkdisziplin gehören:

  • Sprechen Sie deutlich und langsam.
  • Verwenden Sie kurze und prägnante Sätze.
  • Vermeiden Sie unnötige Abkürzungen und Fachjargon.
  • Sprechen Sie nur, wenn Sie etwas Wichtiges zu sagen haben.
  • Hören Sie anderen Funksprüchen aufmerksam zu.
  • Unterbrechen Sie andere nicht.

Beenden Sie Ihre Funksprüche mit einem eindeutigen Rufzeichen.

Beispielhaftes Funkgespräch

Wie beginne ich ein Gespräch?

NRW Florian/Florentine Bielefeld “35-LF20-01“ (Funkrufname 1) von NRW Florian/Florentine Bielefeld “35-MTF-01“ (Funkrufname 2) kommen.

Funkrufname1: der Funkrufname des gewünschten Gesprächspartners

Funkrufname2: der eigene Funkrufname

Wie antworte ich?

Hier Florian Bielefeld “35-LF20-01“ kommen.

Somit weis der andere Gesprächsteilnehmer, der das Funkgespräch gestartet hat, dass es bei dir angekommen ist und ein Gespräch mit dir starten kann.

Wie stelle ich eine Frage?

Frage: … (z.B. „Frage: Was ist heute für ein Tag? Kommen).

Wenn ich etwas nicht verstanden habe

Wenn der ganze Satz wiederholt werden soll: Wiederholen sie.

Oder: Wenn nur ein Teil des Satzes wiederholt werden soll: Wiederholen sie ab … (z.B. Wiederholen sie ab Was ist heute).

Wie beende ich das Gespräch?

Verstanden Ende.